Das KZ-Aussenlager der Waffen-SS in Seifhennersdorf/eheml. Schützenhaus


ehem. Schützenhaus Zustand 2008 (Foto H.Müller, Zittau)

Das Außenlager Seifhennersdorf des KZ Flossenbürg unterstand der Bauleitung der Waffen-SS in Dresden. Vom dortigen Außenlager bei der SS-Pionierkaserne 4 Dresden. Von der SS-Pionier-Kaserne wurden seit Mitte Januar 1944 etwa 30 Häftlinge zum Aufbau eines SS-Lazaretts in Seifhennersdorf, nahe bei Rumburk an der sächsisch-böhmischen Grenze, eingesetzt. Entsprechende Forderungsnachweise der Flossenbürger Kommandantur an die Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Dresden, Bauvorhaben Seifhennersdorf, liegen für das gesamte Jahr 1944 vor. Demnach arbeiteten ab Januar 1944 im Schnitt 30 Häftlinge darunter 17 Deutsche, 4 Jugoslawen, 3 Polen, 2 Russen und 1 Tscheche in Seifhennersdorf, wobei stets mehr Facharbeiter als Hilfsarbeiter eingesetzt waren. Diese Zahl blieb zeitweise mit leichten Abweichungen nach unten konstant. Die meisten von ihnen waren Baufacharbeiter und hatten bereits bei der SS-Pionierkaserne in Dresden Bauarbeiten geleistet. Sie hatten die Aufgabe, die in der zweiten Hälfte der 30iger Jahre im Baustil der Nationalsozialisten errichtete Jugendherberge an der Marxstraße 17 in ein Lazarett für Waffen-SS Soldaten umzubauen. Ein großer Teil der Häftlinge war bereits seit Jahren in KZ-Haft dieser Umstand sowie der hohe Anteil an deutschen Häftlingen lässt die Vermutung aufkommen, das die Verhältnisse in Seifhennersdorf relativ gut waren. Untergebracht waren die Häftlinge in einem Schützenhaus, das auch die Postanschrift des Außenlagers hatte. Der einzige Zeuge sagte aus, dass es keine Misshandlungen und keine Tötungen im Lager gegeben hat. Die Häftlinge wurden von nicht weniger als 14 Wachmännern bewacht, die dem SS-Lazarett Stettin angehörten.

ehem. NS-Jugendherberge /gepl. SS- Lazarett

Erster Kommandoführer war der bei den Häftlingen beliebte SS-Oberscharführer Wilhelm Hartmann. Er war zuvor auch Kommandoführer in der SS-Kaserne in Dresden gewesen. Von seiner Funktion in Seifhennersdorf wurde er wegen Fluchtbegünstigung suspendiert und für drei Monate in Flossenbürg arretiert. Über die näheren Umstände dieser Suspendierung gibt es keine Unterlagen. Hartmanns Nachfolger wurde der damals etwa 25-jährige SS-Sturmmann Sieber. Das Außenlager und die Baustelle waren nicht in unmittelbarer Nähe zueinander liegend, die Entfernung betrug in etwa ca. 1.700 m.

Der Bahnhof von Seifhennersdorf befindet sich fast mittig zwischen dieser Baustelle und der Unterkunft der Häftlinge.

Nach Aussagen von Zeitzeugen war die Häftlingsunterkunft von halbierten Baumstämmen umgeben, diese waren in etwa zwei Meter hoch an den Stämmen war Stacheldraht als Einfriedung befestigt gewesen. Für die Bewachung der Häftlinge wurden 14 SS-Wachmänner eingesetzt.

Wie auch aus Aussagen Seifhennersdorfer Bürger entnommen werden konnte wohnten ein Teil der SS-Bewacher in privaten Unterkünften im Ort. Die Bewachung wurde teilweise sehr locker gehandhabt. In der Nordstraße 33 praktizierte ein zu den Häftlingen gehörender Arzt der aus Hamburg stammte und Jude bzw. Halbjude gewesen sein soll, er wurde erst in die Praxis geführt später durfte er allein dorthin gehen. Auch von einem Malergesellen wird berichtet das er beim Malermeister Ludwig in der Rumburger Straße 4 eingesetzt war. Ludwig war damals Chef der SA in Seifhennersdorf, was dann wohl auch die Überlassung des Häftlings erklärt.

Aufgelöst wurde das Lager am 16. März 1945. Auf diesen Tag datiert eine 4 Tage später erstellte Liste die Überstellung von 29 Häftlingen zum Außenlager Rabstein. Unter den 29 Männern befanden sich 10 deutsche, 8 polnische, 6 russische, 2 jugoslawische sowie je 1 Tschechischer, slowenischer und kroatischer Häftling. Ein Vergleich mit den Flossenbürger Häftlingsbücher lässt jedoch darauf schließen, dass es sich hierbei größtenteils um die gleichen Männer handelte, die bereits im Sommer 1944 in Seifhennersdorf waren. Der Zeuge Josef L. berichtete das die Häftlinge geschlossen in das 30 km entfernte Außenlager Rabstein abmarschiert seien, auf dem Weg sei keiner der Häftlinge ums Leben gekommen. Über das weitere Schicksal der Häftlinge lässt sich nichts Genaueres sagen. Einige deutsche Häftlinge wie der Zeuge Josef L. wurden nach wenigen Tagen nach Flossenbürg überstellt, andere nach Dresden. Das Außenlager Rabstein wurde als letztes Flossenbürger Außenlager am 9. Mai von sowjetischen Truppen befreit.

Da die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg keine Anhaltspunkte für noch zu verfolgende strafbare Handlungen fand, stellte sie mit dem Schlussvermerk vom 3. Juli 1975 ihre Ermittlungen ein. Die Unterkunft der Häftlinge in Seifhennersdorf würde nach Kriegsende vorrübergehend als Schützenhaus genutzt nach jahrelangen Leerstand wurde es dann zu der 2008 abgerissen.

Auch ein Todesmarsch von Hartmannsdorf (heute Miloszów in Polen), wo sich ein Außenlager des KZ Groß Rosen in Schlesien befand, bis hin in das KZ Buchenwald ging durch Seifhennersdorf. Von den circa 700 Männern sind 399 dort am 12. März 1945 angekommen. Allein auf dem Weg von Zittau nach Buchenwald sind nach Aussage eines Wachmannes 99 Häftlinge erschossen worden. Die Marschroute führte über Spitzkunnersdorf, Seifhennersdorf und Löbau nach Bautzen.

Weg der Häftlinge zur Zwangsarbeit


Ein Gedenkstein direkt vor dem Rathaus Seifhennersdorf erinnert an die Opfer des 1. Weltkriegs. In unmittelbarer Nähe ist ein Gedenkstein für die Opfer des  2. Weltkriegs vor einigen Jahren von seinem alten Standort umgesetzt wurden. Ein weitere Gedenksteine in Seifhennersdorf, erinnert an Ernst Thälmann.